Mythische Orte am Oberrhein - Martin Schulte-Kellinghaus
Das Land am Oberrhein ist die Regio Trirhena, das Belchenland oder das Dreiland. Die Bewohner leben in einer wunderbaren Landschaft, abwechslungsreich und vielfältig. Beiderseits des Rheins liegen darin eingebettet zahlreiche Orte, welche die Menschen schon seit vielen 100 oder gar 1000 Jahren angezogen haben.
Diese Orte sind oft gekennzeichnet durch ihre besonders schöne Lage in der Natur, manche weisen eine uralte Geschichte auf, alle haben eine ganz besondere Ausstrahlung. Um solche Orte ranken sich oftmals auch Geschichten und Sagen. Volksbräuche haben hier eine lange Tradition. Manches Vergessene wurde wieder entdeckt und neu belebt, andere Bräuche haben sich im Lauf der Jahrhunderte von heidnischen Kulten zu christlichen Riten entwickelt.
In der Region am Oberrhein liegen im badischen Schwarzwald, im schweizerischen Jura und in den französischen Vogesen mehrere Berge mit dem gleichen Namen „Belchen“, französisch „Ballon“. Sprachgeschichtlich gehen die in keltischer Zeit geprägten Namen auf die indogermanische Sprachwurzel „bhel“ zurück, was „glänzend, hell, weiß“ bedeutet. Diese Wurzel liegt auch dem Namen des keltischen Sonnengottes „Belenus“ und dem keltischen Festtag „Beltene“ zugrunde. Drei Belchenberge bilden ein rechtwinkliges Dreieck, welches die Grundlage für ein Kalendersystem bildet. Martin Schulte-Kellinghaus fotografiert seit 15 Jahren die entsprechenden Sonnenaufgänge.
Das Basler Münster ist mit seinem Grundriss ausgerichtet zum Sonnenaufgang nach der Sommersonnenwende, die gleiche Ausrichtung hatte schon das keltische Heiligtum an dieser Stelle auf dem Münsterhügel. Ein ganz besonderes Erlebnis sind an diesem Tag die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne in der Münsterkrypta.
Auf der Schauenburgerfluh stehen die Grundmauern eines gallorömischen Umgangstempels, welche ausgerichtet sind nach dem Sonnenaufgang an Cerealis (Mitte April), einem wichtigen Fest der gallorömischen Bevölkerung in Augusta Raurica.
In Ettenheimmünster wurde einst der iroschottische Mönch Landelin erschlagen. An dieser Stelle stand bis zur Säkularisation ein großes Kloster, hier sprudelt eine heilige Quelle, die von der Bevölkerung auch heute intensiv genutzt wird. Am Landelinstag (Sonntag nach 21.9.) findet eine große Reiterwallfahrt mit Pferdesegnung statt.
In wunderbarer Lage auf dem Berg bei Nimburg liegt eine alte Kirche. Gleich daneben entspringt eine Quelle, der „Kindlesbrunnen“. Noch vor 100 Jahren erzählten sich die Dorfbewohner, dass dort die Kinder herkommen.
Auf dem Odilienberg steht die sagenumwobene Heidenmauer, bei einer Quelle errichtete Odilie ein Kloster, welches auch heute noch einer der wichtigsten Wallfahrtsorte Frankreichs ist.
Im Wald von Banney in der Nähe des berühmten Kloster Luxeuil liegen die sieben heiligen Quellen. Ihnen werden Heilkräfte nachgesagt und sie sollen eine Projektion des Sternbildes des großen Bären sein.
Mit dem Vortrag wird eine Reise zu diesen Orten hin unternommen. Diese Reise führt den Dreilandbewohner durch eine einzigartige Landschaft am Oberrhein. Diese Reise kann zu Inseln der Ruhe führen und kann eine Reise zu sich selbst werden. Diese Reise soll zu einem Bewusstsein einer reichen gemeinsamen Kultur jenseits der aktuellen politischen Grenzen führen, einer faszinierenden Kultur in einem gemeinsamen Lebensraum am Oberrhein.
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Portrait des Referenten
Dr. Martin Schulte-Kellinghaus lebt seit 40 Jahren in Südbaden. Nach dem Studium der Naturwissenschaften in Freiburg arbeitete er als Lehrer in Rheinfelden. Später wandte er sich seiner Leidenschaft zu, der Fotografie.
Zahlreichen Reisen führten ihn durch Europa, nach Nordamerika und Neuseeland. Er ist mit dem Hausboot unterwegs auf Kanälen, auf dem Jakobsweg pilgerte er von Deutschland nach Santiago de Compostela. Seine faszinierenden Fotos wurden in über 30 Bildbänden veröffentlicht, mit Multivisionsshows begeisterte er schon viele tausend Zuschauer in Deutschland. Seine Liebe gilt genauso der Heimat am Oberrhein. Er verwirklicht hier zahlreiche Reportagen und interessante Fotoarbeiten, vom Jugendtheater bis zu dem bekannten großen Projekt „Mythische Orte am Oberrhein“.